Rezension: "Blind mit Kind. Episoden aus unserem Alltag"

Hannah Reuter schildert in ihrem Buch mit Humor aber auch Tiefgang ihren Alltag mit Sehbehinderung und Kind. Dabei stellt sie fest, dass dieser weder für sehende noch für blinde Eltern je langweilig und Wickeln eine barrierefreie Tätigkeit ist – haptisch und geruchlich gut erfahrbar. Von der Gynäkologin angefangen, über das Jugendamt bis zur Kindergartenfreundin ihrer Tochter während der Straßenüberquerung, immer wieder schlägt ihr Skepsis entgegen. Dieser begegnet Hannah Reuter mit Geduld und baut auf das Verständnis ihres Gegenübers. 

Im direkten Umgang mit ihrer Tochter ist vor allem Vertrauen besonders wichtig. Sei es am Spielplatz oder im Straßenverkehr. Denn Blinde, so Reuter, „machen sich als Helikoptereltern jedenfalls final lächerlich!“ In Alltagssituationen wie dem Einkauf im Supermarkt kommt es natürlich dazu, dass auch die fünfjährige Tochter schon mithilft. Für Reuter steht aber fest, sie soll gerne helfen können, aber sie darf es nie müssen.

Was Hannah Reuter kategorisch ablehnt, ist Mitleid mit ihrer Situation. Für ihre Tochter ist die Blindheit vollkommen normal und sie lässt sie daher auch nicht als Ausrede gelten, beispielsweise wenn es ums Zusehen bei der Ballettstunde geht, das Reuter gerne mal auslassen würde. Denn ihre Tochter ist der Meinung, Tanzen könne man schließlich nicht nur sehen, sondern auch hören. 

Das Buch eignet sich nicht nur für werdende Eltern mit Sehbehinderung, sondern für alle Personen, die sich schon öfter gefragt haben, „wie macht man das eigentlich so, wenn man blind ist?“ Bereits nach wenigen Seiten merkt man nämlich mit Humor, Vertrauen und hin und wieder Hilfe von Zwei- oder Vierbeinern steht man vor ganz ähnlichen Herausforderungen wie Eltern ohne Sehbehinderung. 

Blind mit Kind

• Von Hannah Reuter
• Verlag: w_orten und meer
• 88 Seiten
• Preis: € 10,00 (exkl. Versand)
• ISBN: 978-3-945644-23-2

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