Retinaler Venenverschluss
Bei einem retinalen Venenverschluss (RVV) kann das Blut nicht mehr ungehindert durch eine Vene abfließen.
Ursache:
Die Blockade des venösen Abflusses entsteht häufig durch ein Blutgerinnsel (Thrombus), das sich in einer engen Stelle der Vene festsetzt. In anderen Fällen verursachen durch Arteriosklerose veränderte Arterien den Verschluss. Dort, wo sie sich mit Venen kreuzen, drücken sie die Vene so zusammen, dass kaum oder kein Blut mehr hindurchfließen kann.
Dadurch steigt der Druck in den Augenvenen. Es können Netzhautblutungen, Ödeme (Flüssigkeitseinlagerungen), Gefäßwucherungen oder sogar Netzhautablösungen entstehen. Kommt es zu Flüssigkeitsansammlungen am Punkt des schärfsten Sehens in der Netzhautmitte (Makula), spricht man von einem Makulaödem. All dies beeinträchtigt das Sehvermögen. In schweren Fällen droht die Erblindung.
Symptome:
Häufig treten Retinale Venenverschlüsse nachts auf. Auslöser sind der während des Schlafs abgesunkene arterielle Blutdruck und der gleichzeitig durch die Liegeposition ansteigende Druck in den Zentralvenen des Auges.
Beim morgendlichen Erwachen bemerken die Betroffenen dann leichte bis starke Einschränkungen der Sehkraft, die sich im Laufe des Tages oft etwas zurückbilden, aber Spätfolgen nach sich ziehen können. Wie stark die Sehbeeinträchtigungen sind und welche Folgen sie haben können, hängt von der Lage des Verschlusses und der Größe des nicht mehr durchbluteten Areals ab.
Augenärzte unterscheiden Retinale Venenverschlüsse unter anderem danach, ob der Verschluss die Zentralvene (Zentralvenenverschluss ZVV) oder einen Venenast (Venenastverschluss VAV) betrifft. Ein Zentralvenenverschluss tritt im Bereich des so genannten blinden Flecks auf, einem natürlichen Engpass in der Netzhaut. Dort befinden sich Ein- und Ausgang für den Sehnerv, die Zentralvene und die Zentralarterie des Auges.
Ein Venenastverschluss findet nahezu immer in Bereichen statt, in denen Venen und Arterien sich im Auge kreuzen. Sie treten über 5-mal häufiger auf als Zentralvenenverschlüsse und führen zu weniger starken Einbußen der Sehleistung. Wie sehr die Sehkraft langfristig leidet, hängt auch davon ab, ob sich die Vene ganz oder nur teilweise verschließt und wie stark der Visusverlust direkt nach dem Verschluss ist.
Behandlung:
Je weniger Zeit nach einem Retinalen Venenverschluss (RVV) verstrichen ist, desto höher liegen die Behandlungschancen.
Injektionen mit einem VEGF-Hemmer: Unabhängig davon, wie lange der Venenverschluss zurückliegt, kommen Augeninjektionen mit einem so genannten VEGF-Hemmer in Betracht. Der Augenarzt spritzt die Substanz unter örtlicher Betäubung direkt in den Glaskörper. Hinter der Abkürzung VEGF verbirgt sich ein Wachstumsfaktor, der die Bildung neuer Blutgefäße sowie die Gefäßdurchlässigkeit und damit Ödeme fördert.
Bei Retinalen Venenverschlüssen finden sich erhöhte VEGF-Werte. VEGF-Hemmer blockieren diesen Wachstumsfaktor und senken dadurch die Gefahr, dass sich unerwünschte Blutgefäße bilden. Gleichzeitig besitzen diese Wirkstoffe einen abschwellenden Effekt und wirken dadurch positiv auf Makulaödeme.
- Kortisonimplantate: Diese können zur Behandlung Retinaler Venenverschlüsse angewendet werden. Der Augenarzt verabreicht das Implantat intravitreal, also direkt in den Glaskörper. Das Kortison reduziert das Entzündungsgeschehen an der Netzhautvene.
- Kortisoninjektionen: Gelegentlich wird Kortison direkt ins Auge injiziert, um einer Ödembildung bei Retinalen Venenverschlüssen entgegenzuwirken.
- Laserbehandlung: In einigen Fällen bieten sich verschiedene Lasertherapien an (z. B. Grid-Laserkoagulation). Diese Verfahren dienen vor allem dazu, Komplikationen vorzubeugen und Folgeschäden zu vermeiden. Dazu zählen unter anderem unerwünschte Neubildungen von Blutgefäßen.
- Hämodilution: Wenn der Venenverschluss im Auge weniger als sechs Wochen zurückliegt und keine Gegenanzeigen (z. B. Herzinsuffizienz) bestehen, kommt eine so genannte Hämodilution in Betracht. Diese Behandlung besteht aus einem therapeutischen Aderlass, bei dem eine parallel gelegte Infusion das Blutplasma ersetzt. Die Behandlung zielt darauf ab, den Hämatokritwert im Blut abzusenken und das Blut dadurch besonders flüssig zu halten. Meist erfolgen mehrere Hämodilutionsbehandlungen hintereinander, häufig unterstützend zu einer VEGF-Injektionsbehandlung.