Unsere Mitglieder erzählen - Annemarie
Persönlichkeiten, Mitglieder
Unsere Mitglieder sind das Herz der Hilfsgemeinschaft. Über 4.600 Menschen mit einer starken Sehbeeinträchtigung dürfen wir mit unseren Angeboten unterstützen. Hier am Blog wollen wir unsere Mitglieder vorstellen und sie zu Wort kommen lassen.
Heute ist unser Mitglied Annemarie im Interview.
Im Gespräch mit Annemarie
Erzählen Sie uns ein bisschen über sich: Wie alt sind Sie, wo leben Sie, was machen Sie beruflich, was haben Sie für Hobbies?
Ich bin 60 Jahre alt und seit Anfang des Jahres in Pension. Ich war Bilanzbuchhalterin und habe neben meinem Beruf diverse Fachkurse und ein Studium abgeschlossen. Mein Beruf hat mir immer sehr viel Spaß gemacht.
Bewegung war mir schon immer sehr wichtig. Deshalb macht es mir besonders viel Freude, dass ich noch immer das Gymnastikangebot meines früheren Arbeitgebers nutzen darf. Nur die Laufgruppe musste ich leider aufgrund meiner nachlassenden Sehstärke aufgeben. Auch genieße ich die regelmäßigen Treffen mit meinen ehemaligen Kolleginnen. Jetzt verbringe ich meine Freizeit gerne mit meiner kleinen Enkelin. Sie ist eineinhalb Jahre alt und ein sehr aufgewecktes kleines Mädchen. Mit ihr genieße ich einfach den Tag. Da kann ruhig einmal alles stehen und liegen bleiben.
Welche Art von Sehbehinderung haben Sie und seit wann?
Ich habe eine Zapfen-Stäbchen-Dystrophie (ZSD). Das ist eine Augenerkrankung bei der es, einfach ausgedrückt, zu einer langsamen Zerstörung der Zapfen und Stäbchen im Auge kommt. Die Diagnose wurde mir im Alter von 38 Jahren gestellt. Zu Beginn konnte ich damit nichts anfangen und war natürlich geschockt. Da mir dann aber gesagt wurde, dass es sich bei mir um eine langsam fortschreitende Augenerkrankung handelt, hat sich der erste Schock allmählich gelegt. In den letzten fünf Jahren hat sich dann meine Sehkraft massiv verschlechtert. Das hat zur Folge, dass ich oft stolpere, weil ich Hindernisse nicht wahrnehme.
Was ist hilfreich für Sie bzw. wie und wo finden Sie Unterstützung?
Mit meiner fortschreitenden Sehbeeinträchtigung kam auch die Unsicherheit. Bestimmte Situationen lösen Stress aus. Zu Hause und im Alltag hilft mir mein Mann, aber auch von der Hilfsgemeinschaft habe ich viel Unterstützung erfahren. Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen der Beratungsabteilung haben wir einen Pflegegeld- und Hilfsmittelantrag eingereicht. Dem vorangegangen sind einige Augenuntersuchungen und behördliche Wege, die ich ohne Hilfe von Frau Hauck und Frau Gollner nicht geschafft hätte. Immer wieder haben sie mir gut zugesprochen und Mut gemacht. Dafür bin ich sehr dankbar!
Was ist ein großer Traum oder Wunsch, ein Ziel in Ihrem Leben?
Meinen Studientraum habe ich mir noch während meiner Berufstätigkeit erfüllt. Für die Pension hatte ich eigentlich noch die Steuerberatungsprüfung angedacht. Mit meiner fortschreitenden Seheinschränkung sind noch höhere Anforderungen an mich gestellt. Außerdem ist die Vorbereitung sehr zeitintensiv – ich hätte dann nicht mehr so viel Zeit für meine Enkelin. Diese kostbare Zeit mit der Familie möchte ich nicht missen. Mein schönes und erfülltes Familienleben gibt mir auch Halt. Wenn ich Zeit mit meiner Enkelin verbringe, spüre ich, dass ich trotz Sehbehinderung nicht unnütz bin und gebraucht werde. Ein schönes Gefühl!
Gibt es etwas, das Sie anderen Menschen mit Sehbehinderung sagen wollen?
Da Ratschläge auch Schläge sind, halte ich mich lieber zurück. Jeder Mensch muss für sich herausfinden, was geeignet ist und hilft. Wichtig ist Hilfe annehmen, wenn es notwendig ist. Das musste ich auch lernen.