Ausstellung und Workshop ArteConTacto – Fotografie zum Angreifen

Vom 16.-23. Juli 2024 fand im Stephaneum Bad Goisern eine Ausstellung statt, die Fotografie tastbar, erfahrbar, und für alle begreifbar machte. Diese Bilder wurden von blinden und sehenden Kunstschaffenden gemeinsam gemacht, und sind im Rahmen von Workshops in Tunesien, Nigeria, Spanien und Japan entstanden. Die Schau widmete sich Aspekten der kulturellen Identität, und untersuchte, wie wir die Welt um uns durch Bilder wahrnehmen. In einem Workshop, der zeitgleich mit der Ausstellung stattfand, setzten wir das Projekt fort und erzeugten neue Bilder, die mit allen Sinnen erfasst werden können. Sehende arbeiteten Hand in Hand mit blinden und sehschwachen Menschen. Gemeinsam erkundeten wir die wundervoll trügerische Welt der Bilder und lernten voneinander – und miteinander. Die Ergebnisse wurden direkt in die Ausstellung einbezogen, und werden auch bei zukünftigen Werkschauen gezeigt.

Das Programm fand in Zusammenarbeit mit dem Verein OTELO, der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs und dem Zero Project im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas, Bad Ischl 2024, statt. Unterstützung kam auch von der EUJapan Fest Foundation.

Workshop-Programm für blinde und sehende Menschen

Bad Goisern am Hallstättersee, 19-21. Juli 2024

Ablauf: Der Workshop fand am 19., 20. und 21. Juli statt. Teilnehmende konnten sich für einen, zwei, oder drei Tage anmelden. Die Teilnahme war kostenlos, die Teilnehmer brauchten keine professionelle Kamera, sie waren teilweise sehbehindert und blind. Die Ergebnisse wurden vor Ort in taktile Fotografien umgewandelt, und wurden Teil der Ausstellung. So konnten alle gleichberechtigt am Produktionsprozess teilnehmen und die gemeinsam erschaffenen Bilder begreifen.

Methodik

Das Workshop-Programm basierte auf partizipativer Forschung, Technologie, Kunsthandwerk und Barrierefreiheit in der Kunst. Die Ergebnisse wurden in zwei Abläufen produziert. Einerseits wurden die Prototypen schon in Reliefs auf Quellpapier, Filz, Holz und Leder umgesetzt, um sie für alle Beteiligten "begreifbar" zu machen. Andererseits wurden innovative Produktionsverfahren (Photogrammetrie und 3D-Druck) genutzt, und Arbeiten auf Schwellpapier reproduziert.

Ablauf der Ausstellung und der Workshops

16.7.2024: Ausstellungseröffnung. Die vorhandenen Werke aus anderen Workshops wurden gezeigt und das Medium der taktilen Fotografie in Publikumsgesprächen erläutert.

19.-21.7.2024: Workshop für blinde und sehende Fotografen. Parallel und als Teil des Workshops begannen wir mit der Produktion der neuen Arbeiten, danach gemeinsames Testen, Bearbeiten und Verbessern.

21.7.2024: Integration der neuen Arbeiten in die Ausstellung

August bis September 2024: Erstellung farbiger 3D-Drucke und Werke auf Schwellpapier

November 2024 – Februar 2025: Das Projekt und seine Ergebnisse werden bei der 15. Havanna Biennale auf Kuba gezeigt. Auch dort finden wieder Workshops für blinde und sehende Menschen statt.

Das Workshop-Programm richtete sich direkt an eine Bevölkerungsgruppe, die traditionell von der bildenden Kunstszene ausgeschlossen ist, sowohl als BesucherInnen als auch als ProduzentInnen. Auf diese Weise wurden sie aktiv in das kulturelle Geschehen einbezogen.

Artikel zum Workshop in MeinBezirk

Lebenslauf Moritz Neumüller

Moritz Neumüller (geboren in Linz, 1972) ist Ausstellungsmacher, Kunsterzieher und Medientheoretiker in Linz und Barcelona. Nach dem Studium der Kunstgeschichte und der Wirtschaftswissenschaften in Wien folgten Tätigkeiten am Museum of Modern Art in New York, beim Festival PHotoEspaña, sowie dem LOOP Videokunstfestival in Barcelona. Derzeit Kurator der Photobook Week Aarhus, Dänemark. Moritz Neumüller ist Autor zahlreicher Publikationen im Bereich Fotografie, Medienkritik und Videokunst, sowie Initiator der Plattform The Curator Ship. Zuweilen wagt er auch eigene künstlerische Tätigkeiten, wie Dokumentarfilme und das partizipative Kunstprojekt ArteConTacto.

Webseiten

artecontacto.org

thecuratorship.org

photobookweek.org