Die Erfindung des Langstocks
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Unser freundlicher Maulwurf beantwortet Fragen und gibt Tipps. Heute geht es um die Erfindung des Langstocks.
Hallo, da bin ich wieder! Ich bin AUGust, das ebenso schlaue wie hilfreiche Maskottchen der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des „Tag des weißen Stockes“ reise ich mit euch in die Vergangenheit und zeige euch wie dieses Hilfsmittel entstand.
Wer erfand den weißen Stock und warum?
Die Informationen zu dieser Frage sind unterschiedlich, jedoch beziehen sich die Quellen auf drei Erfinder:
- Offiziell hat Guilly d´ Herbemont den weißen Stock 1930 in Paris erfunden. Damals hielt die zunehmende Motorisierung des Straßenverkehrs in Paris Einzug und damit auch die Gefährdung von blinden und sehschwachen Menschen. Inspiriert durch die weißen Signalstöcke der Pariser Polizei, die diese zur Regelung des Verkehrs nutzten, schlug sie 1931 mehreren französischen Ministern den Einsatz eines weißen Stocks vor. Im selben Jahr finanzierte sie 5.000 weiße Stöcke aus eigener Tasche.
- Ziemlich zeitgleich entdeckte man den weißen Stock auch in Amerika. Die vormals schwarzen Stöcke wurden aufgrund der besseren Erkennbarkeit weiß gestrichen. 1931 initiierte der Lions Club ein Programm zur Förderung des weißen Stocks.
- Zehn Jahre zuvor hatte der englische Fotograf James Biggs nach einem Unfall sein Augenlicht verloren. Da er sich im steigenden Verkehrsaufkommen bedroht fühlte, malte er seinen Spazierstock weiß an.
Das Ziel aller 3 Erfinder war klar: Aufmerksamkeit im Straßenverkehr.
Wie wurde der weiße Stock zum Orientierungsmittel?
Der damalige amerikanische Unteroffizier und spätere Augenarzt Richard Edwin Hoover arbeitete 1944 am Valley Forge General Hospital. Dort betreute er erblindete Soldaten.
Gemeinsam mit diesen Menschen erforschte er verschiedene Fortbewegungstechniken mithilfe des weißen Stocks. Dabei kam er zu der Erkenntnis, dass der bisherige Stock für diese Zwecke zu kurz war. Außerdem entwickelte er ein Orientierungs- und Mobilitätstraining sowie die Hoover-Langstock-Technik, die heute als Tipp-Technik bekannt ist und weltweit gelehrt wird.
Wie ging es danach weiter?
Bereits 1960 wurde der weiße Stock in der ersten Fassung der Straßenverkehrsordnung (StVO) Österreichs erwähnt. Verkehrsteilnehmer die mit einem weißen Stock unterwegs sind, sind demnach vom Vertrauensgrundsatz ausgeschlossen. In vielen weiteren Ländern ist dies auch der Fall.
US-Präsident Johnson übergab am 15. Oktober 1964 in einem symbolischen Akt Langstöcke an blinde und sehschwache Menschen. Die Stöcke sollten damit publik gemacht werden.
1965 wurde das Blindenleitsystem von dem Japaner Seiichi Miyake entwickelt.
Am 15. Oktober 1969 riefen die Vereinten Nationen den „Internationalen Tag des weißen Stockes“ aus. Die Verbreitung des weißen Stocks sollte weiter angekurbelt werden und die Aufmerksamkeit jährlich auf die Bedürfnisse von seheingeschränkten Menschen gelenkt werden.
Seitdem sind 50 Jahre vergangen und der weiße Stock hat sich weiterentwickelt.
Heute präsentiert sich der Langstock vielfältig: Es gibt ihn ganz klassisch aber auch als faltbare Variante, verschiedene Materialien wie Kunststoff oder Aluminium werden verwendet, unterschiedliche Spitzen kommen zum Einsatz, diverse Bedürfnisse wie die von Kindern werden abgedeckt und nicht zuletzt werden neueste Technologien zum Einsatz gebracht, die den Erkennungsraum von Hindernissen und den Komfort erweitern.
AUGusts Tipp:
Bei uns im Hilfsmittel-Shop kannst du dich über die verschiedenen Langstöcke informieren und beraten lassen. Unsere Kolleginnen stehen dir auch gerne mit Rat und Tat zur Seite, wenn es um das Thema Orientierungs- und Mobilitätstraining geht.
Öffnungszeiten Hilfsmittel-Shop:
Montag bis Donnerstag, 8:30 - 12:00 und 13:00 - 16:00 Uhr
Jägerstraße 36, 1200 Wien