10 Tipps für den Umgang mit blinden und sehbehinderten Personen
Beratung & Soziales
Wir wollen Ihnen helfen, auf uns blinde oder sehbeeinträchtigte Menschen offen und ohne Scheu zuzugehen. Und – falls nötig – auch die richtige Unterstützung zu bieten.
Viele Menschen haben wenig Erfahrung im Umgang mit sehbehinderten oder blinden Personen. Berührungsängste und fehlendes Wissen darüber, wie man richtig unterstützt, können manchmal zu unangenehmen Situationen führen. Das muss nicht sein! Zum Tag der Sehbehinderung am 6. Juni möchten wir dazu beitragen, diese Hürden abzubauen; mit unseren bewährten...
10 Tipps, um auf blinde und sehbehinderte Personen offen und ohne Scheu zuzugehen!
Wir haben für Sie einige Situationen aufgegriffen, die uns immer wieder mal begegnen: Im persönlichen Umgang oder wenn uns jemand helfen möchte. Selbstverständlich kommen wir oft gut allein zu Recht und sind selbständig unterwegs – zur Arbeit, zum Sport oder zu Freunden. Manchmal brauchen wir aber tatsächlich Hilfe und dann sind wir froh, wenn Sie wissen, was zu tun ist. In diesem Sinne viel Spaß mit den Zeichnungen von Phil Hubbe und Ihrem Einstieg zum Thema: Was tun, wenn jemand blind ist?
Sprechen Sie mit uns!
Gleich vorweg: Dass wir blind oder sehbehindert sind, bedeutet nicht, dass wir schlecht hören. Sie können also ruhig in ganz „normaler“ Lautstärke mit uns sprechen. Tun Sie uns noch einen Gefallen? Sprechen Sie direkt mit uns und nicht mit unserer Begleitperson! Sie hilft uns nur, uns zu orientieren und nicht etwa beim Denken. Noch eine Bitte: Stellen Sie sich bitte mit Ihrem Namen vor, damit wir wissen, wer Sie sind …
Keine Tabus!
Wir wissen, dass viele Menschen Angst haben, das Wort „schauen“ oder Ähnliches in unserer Gegenwart auch nur in den Mund zu nehmen. Das ist völlig unnötig! Scheuen Sie sich nicht, Dinge so zu benennen wie sonst auch! Sie können ruhig erzählen, was Sie gestern im Kino gesehen haben … Dasselbe gilt natürlich für das Wort „blind“. Es gehört zu unserem Sprachschatz genauso wie zu Ihrem.
Was soll ich beschreiben?
Nach „Schau mal...“ sollte unbedingt noch eine Erklärung für uns kommen. Was ist denn eigentlich zu sehen? Schildern Sie uns, was rundherum zu bestaunen ist, damit wir uns selbst ein Bild von unserer Umgebung machen können. Es ist allerdings nicht nötig, die Umgebung immer und in allen Einzelheiten zu schildern. Wichtig ist, vor allem auf ungewöhnliche oder neue Dinge aufmerksam zu machen wie z. B. ein neues Geschäft oder ein neuer Lift in der UBahnStation etc.
Präzise Auskunft
Gleich noch ein Punkt zum Thema „Umgebung schildern“: Bitte geben Sie so präzise Auskünfte wie möglich! Vor allem wenn es darum geht, etwas, beispielsweise einen Sessel, zu finden. „Dort drüben“ ist gut gemeint, sagt uns aber einfach nichts. Eine genaue Angabe wie „Vor Ihnen steht ein Sessel und links daneben steht der Tisch“ ist da schon viel hilfreicher.
Kommunikation ist alles
Sollten Sie den Tisch oder den Raum verlassen – wenn auch nur kurz – sagen Sie bitte Bescheid! Sehr hilfreich ist auch eine Information, wann Sie wieder zu erwarten sind … Machen Sie bitte auch auf sich aufmerksam, wenn sie zurückgekommen sind. Sie kennen die unangenehme Situation sicher selbst: Sie reden mit jemandem und plötzlich bemerken Sie, dass der Betreffende schon längst weg ist. Peinlich … auch für uns!
Kann ich helfen?
Jetzt kommen wir zu einer der wohl wichtigsten Fragen: Soll ich helfen oder schleiche ich mich einfach vorbei, weil ich nicht genau weiß ob und wie? Ein Dilemma, wir geben es zu! Dabei ist die Lösung denkbar einfach: Fragen Sie nach! Wenn Sie das Gefühl haben, hier ist Hilfe erwünscht, fragen Sie nach! Zögern Sie nie, Ihre Hilfe anzubieten. Seien Sie aber nicht enttäuscht, wenn nicht jede Hilfe angenommen wird, manchmal kommen wir einfach auch sehr gut allein zurecht.
Richtig führen
Uns „richtig zu führen“, etwa über die Straße, ist im Grunde sehr einfach: Bieten Sie Ihren Arm an und wir haken uns bei Ihnen ein – nicht umgekehrt, das ist wichtig! Sie gehen dann in „normalem“ Tempo neben uns bzw. leicht schräg vor uns. Vielleicht hilft Ihnen das: Stellen Sie sich einfach vor, Sie gehen Arm in Arm mit jemandem spazieren, den Sie nicht besonders gut kennen. Da begegnen Sie einander auch vorsichtig, aufmerksam und mit viel gegenseitigem Respekt!
Bitte nicht schubsen!
Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte: Bitte durch Türen oder enge Stellen immer vorangehen… Auch sonst gilt: Bitte nicht schubsen oder ziehen! Wenn Sie uns etwa einen Sitzplatz zeigen wollen, genügt es, wenn Sie unsere Hand auf die Rückenlehne des Sessels legen und uns informieren, dass sich hier unser Platz befindet.
Über Roll- und andere Treppen
Gibt es eine Rolltreppe und eine Treppe, dann fragen Sie bitte nach, w as bevorzugt wird. Da hat jeder seine Vorlieben! V ergessen Sie bitte nicht, die Rolltreppe rechtzeitig anzukündigen – und natürlich auch das Ende! Auch bei Stufen gilt: Bitte rechtzeitig ankündigen! Besonders die erste und die letzte Stufe sind wichtig und die Information ob die Stufe hinauf oder hinunter führt. Stiegengeländer sind immer hilfreich, führen Sie uns einfach hin!
Kleine und große Hürden
Hindernisse gibt’s überall. Doch wenn Sie uns, falls nötig, helfen, dann kommen wir überall hin! Und das gilt übrigens nicht nur für Hürden auf dem Gehweg…