Alltagshilfe: Selbstständigkeit und Lebensqualität
Persönlichkeiten, Freiwillige
Unsere Freiwilligen sind für einige unserer Mitglieder eine Mischung aus Alltagshilfe und Höhepunkt der Woche.
Sie helfen unseren Mitgliedern bei Dingen, die sie selber nicht oder nur mit großer Anstrengung erledigen könnten, und bereichern die Freizeit. Ich habe mit einer unserer Freiwilligen, Helga T., über ihre Erfahrungen bei Besuchsdiensten gesprochen.
Was sind das für Tätigkeiten, bei denen du unterstützt?
Helga: „Das kann sein: das Abendessen richten, gemeinsam spazieren oder einkaufen gehen, die Post vorlesen, die kaputte Wäsche aussortieren und entsorgen, ein Glas Gurkerl mitbringen, plaudern und vieles mehr. Ich sorge sozusagen für die i-Tüpfelchen im Alltag, also alles, was durch niemanden sonst abgedeckt wird und Freude bringt. Frau P. zum Beispiel lebt in einem Pflegeheim, für die wichtigen Grundbedürfnisse ist sozusagen gesorgt. Aber natürlich reicht die Zeit der Pfleger und Pflegerinnen nicht zum Plaudern und Spazierengehen aus.“
Unsere Freiwilligen sollen keine Pflege- oder Haushaltskraft, Heimhilfe oder 24-Stunden-Hilfe ersetzen, sondern den Alltag durch einfache Dinge und Austausch bereichern. Deswegen ist die freiwillige Tätigkeit pro Besuchsdienst auf maximal ein mal pro Woche für ca. 3 Stunden beschränkt. Die meisten Freiwilligen unterstützen aber alle zwei Wochen. Unsere Freiwilligen ermöglichen durch ihre Tätigkeit die Selbstständigkeit (oder Selbstbestimmung) der Mitglieder und erhöhen damit im besten Fall deren Lebensqualität.
"Ich sorge für die i-Tüpfelchen im Alltag." Helga T., Freiwillige
Was ist der Unterschied zu einem Netzwerk im Familien oder Bekanntenkreis?
Helga: „In manchen Situationen möchte man seine eigene Familie nicht zu sehr belasten, denn oft haben die Kinder schon eigene Familien und sind sehr eingespannt. Wenn dann die falsche Creme oder Körperspray mitgebracht wird, möchte man das nicht sagen. Das besorge dann ich. Ich habe zum Beispiel auch den Umstieg auf ein Telefon mit Sprachausgabe angeleiert, das habe ich über die Hilfsgemeinschaft kennengelernt. Es hat sich leider durch Corona verzögert, Frau P. freut sich schon, dann endlich telefonieren zu können“.
Unsere Freiwilligen in den Bereichen mit Kontakt zu Mitgliedern bekommen Einschulungen und lernen wichtige Hilfsmittel kennen. Die Schulungen werden von Mitarbeiter:innen und Freiwilligen mit Sehbehinderungen durchgeführt. Dieser Austausch ist uns besonders wichtig, denn so bekommen Freiwillige einen kleinen Rucksack an Know-how mit und können ihn vor Ort einbringen. Die Schulungen nehmen die Scheu, gewisse Dinge einfach anzusprechen oder nachzufragen.
Wie hast du die Situation bei ersten Zusammentreffen empfunden?
Helga: „Mich hat es zum Teil erschüttert, wie isoliert manche gelebt haben. Es braucht auch einige Zeit, bis man die Gewohnheiten der anderen kennt und zusammenfindet. Ich denke, nebst kleinen Handgriffen ist die größte Hilfe, die man als Freiwillige bieten kann, die Ansprache. Manchmal ist es auch einfach schön, zusammen in der Sonne zu sitzen“. Neben dem Besuchsdienst leisten Freiwillige auch Hilfen im Alltag in Form von IT-Support (Handy, PC, Drucker), Begleitdienst (zu wichtigen Terminen oder Freizeitaktivitäten) oder Hilfe beim Einkaufen.