Digitaler Nachlass
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Im Zeitalter sozialer Netzwerke und moderner Kommunikationsformen, müssen wir uns vermehrt die Frage stellen, was mit unserer digitalen Hinterlassenschaft geschieht und wie wir diese verwalten können.
Im Zeitalter sozialer Netzwerke und moderner Kommunikationsformen, müssen wir uns vermehrt die Frage stellen, was mit unseren digitalen Informationen geschieht, wenn wir nicht mehr sind. Denn im Gegensatz zu uns Menschen, lebt das digitale Gedächtnis ewig. Was geschieht also mit unserer digitalen Hinterlassenschaft nach unserem Ableben und wie können wir diese verwalten?
Digitale Aura
Unter digitalem Nachlass versteht man all jene Daten, die nach dem eigenen Tod im Internet weiterhin bestehen. Laut Schätzungen wird jeder Mensch im Jahr 2020, rund 2.5 GB digitale Aura haben. Das bedeutet, über jeden Menschen werden im Internet Informationen frei verfügbar und für andere Menschen einsehbar sein. Die meisten der zur Verfügung gestellten Informationen sind Daten, die ein Mensch freiwillig in sozialen Medien wie Facebook preisgibt. Aber auch Apps, E-Mail-Konten, Online-Bezahldienste und Partnervermittlungsbörsen verfügen über persönliche Informationen, die Sie selbst als Nutzer der Dienstleistungen, zur Verfügung gestellt haben. Denken Sie nur an Ihre Einkäufe im Internet. Wer hat noch nicht über Amazon bestellt oder sich seinen Einkauf nach Hause liefern lassen? Das gleiche gilt für Nachrichtendienste wie WhatsApp und Skype. Praktische Helfer, die eine schnelle und kostengünstige Kommunikation mit Freunden und Familie über Ländergrenzen hinaus ermöglichen, aber gleichzeitig auch über sehr viele persönliche Daten und Informationen verfügen.
Überblick „Digitaler Nachlass“
Hier finden Sie einen beispielhaften Überblick, welche Dienste u.a. unter den digitalen Nachlass fallen:
- Soziale Netzwerke: Facebook, Instagram, Pinterest, Twitter, …
- E-Mail-Konten: Yahoo, Gmail, Outlook, …
- Messenger-Dienste: WhatsApp, Skype, …
- Online-Banking, Paypal, Kreditkarten-Login
- Kundenkonten von Online-Shops/Versandhandel: Amazon, eBay, Zalando, …
- eGovernment: FinanzOnline, Bürgerkarte
- Eigene Blogs und Webseiten
- Partnerbörsen: Parship, …
Doch was passiert mit unseren Online-Daten nach unserem Tod? Die gute Nachricht ist, wir haben mehr Einfluss auf unsere Daten als wir annehmen. In erster Linie müssen wir ein Bewusstsein für die Datenvergabe im Internet erlernen: Welche Daten gebe ich her? Wem gebe ich die Daten? Auf welcher Plattform sind diese einsehbar? Wer hat aller Zugriff auf meine Daten?
Ein weiterer wichtiger und wesentlicher Schritt ist die Verwaltung unserer Daten über unser Leben hinaus. Wir müssen weitsichtig handeln und uns jetzt schon Gedanken über unsere Hinterlassenschaft imInternet machen.
Wie sorge ich vor?
Laut einer Studie des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien in Deutschland, haben nur 18 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer festgelegt, was mit Online-Konten nach ihrem Tod geschehen soll. Die Situation in Österreich ist ähnlich. Nur wenige Menschen machen sich über ihre digitale Verlassenschaft Gedanken. Hinzu kommt eine unklare rechtliche Situation. In fast allen Ländern der Erde ist das Erbrecht unterschiedlich geregelt. Besonders kompliziert wird es, wenn beispielsweise eine verstorbene österreichische Person einen E-Mail-Dienst eines US-Anbieters genutzt hat. Deshalb ist ein bewusster und frühzeitiger Umgang mit dem Thema ratsam. Je konkreter Sie festlegen, was mit Ihrem digitalen Nachlass geschehen soll, desto selbstbestimmter ist Ihr verbleibendes Bild im digitalen Raum. Auch im Sinne Ihrer Erben ist ein sorgfältiger Umgang mit der digitalen Verlassenschaft wichtig. Denn viele Verträge stehen nur mehr in digitaler Form zur Verfügung und laufen nach Ihrem Ableben einfach weiter. Im schlimmsten Fall können so hohe Forderungen für Ihre Hinterbliebenen entstehen.
Der wichtigste Schritt der Vorsorge ist die Erstellung einer Liste mit all Ihren Diensten und Mitgliedschaften, die Sie in Anspruch genommen haben. Halten Sie in Ihrem Dokument fest, wie mit Ihren Daten nach Ihrem Tod umgegangen werden soll. Am einfachsten ist es für die Hinterbliebenen, wenn bereits im Testament der Umgang mit der digitalen Hinterlassenschaft geregelt ist.
Da dieses komplexe und breite Themengebiet viele Fragen aufwirft, laden wir Sie am 9. April zu einer Info-Veranstaltung in die Hilfsgemeinschaft ein.
Veranstaltung Digitaler Nachlass - Was passiert mit meinen Online-Daten nach meinem Tod?
Gemeinsam mit „ISPA-Internet Service Providers Austria“ und dem neuen technischen Dienstleistungsservice „Digitaler Nachlass“ der Bestattung Wien, zeigen wir Wege, wie Sie Online-Mitgliedschaften von Verstorbenen beenden können. Durch den Abend führt Waltraud Portner-Frisch von der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs. Es erwarten Sie spannende Fachvorträge rund um das Thema digitale Hinterlassenschaft. Im Anschluss gibt es genügend Raum für Fragen und offenen Austausch. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
Referenten und Referentinnen:
Mag. Birgit Mühl (ISPA) – Was versteht man unter „Digitaler Nachlass“
Daniele Marano (Hilfsgemeinschaft) – Vorstellung diverser Apps zur Passwortverwaltung
Daniel Pantelic (Bestattung Wien) - Services zum digitalen Nachlass