Unabhängigkeit durch barrierefreie Mobiltelefone
Hilfsmittel & neue Technologien
In einem Interview hat Klaus Höckner Einblicke gegeben, was barrierefreie mobile Technologien für blinde Menschen bedeuten und wo noch Nachholbedarf besteht.
Seit letzter Woche haben wir mit unserem Partner GARI auf unserer Website eine Vergleichsplattform für barrierefreie Mobiltelefone implementiert.
Seit längerer Zeit besteht eine intensive Partnerschaft mit GARI, bei der die Hilfsgemeinschaft immer ein Augenmerk darauf legte, dass alle Informationen auch für blinde und sehschwache Menschen zugänglich sind.
In einem Interview mit GARI hat unser stellvertretender Vorstandsvorsitzender Klaus Höckner Einblicke gegeben, was barrierefreie mobile Technologien für blinde Menschen bedeuten und in welchen Bereichen noch Nachholbedarf besteht.
Haben mobile Technologien das Leben der Mitglieder ihrer Organisation verändert?
Klaus Höckner: Definitiv ja. Für blinde und sehschwache Menschen bedeuten mobile Technologien ein Fenster in die Welt, welche ihnen ein selbstbestimmteres und unabhängigeres Leben ermöglichen. Mobile Technologien haben aber allen Menschen mit Behinderungen, und nicht nur diesen, die Möglichkeit gegeben, aktiver am sozialen und gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
Was sehen Sie derzeit als größte Herausforderung bei der Entwicklung barrierefreier Technologien?
Klaus Höckner: Die Einbindung der betroffenen Gruppen bei der Entwicklung von Technologien und die Einhaltung von bestehenden Regeln hinsichtlich der Barrierefreiheit von Geräten, Software und Dienstleistungen. Dazu gibt es ein ganzes Set an Standards, Richtlinien und Anleitungen. Diese müssen nur beachtet und mitgedacht werden.
Neue Emerging Technologien und Internet of Things (IoT) müssen das ebenfalls mehr in den Fokus rücken. Auch hier sind die betroffenen Personengruppen mit einzubeziehen.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Überalterung der Bevölkerung in manchen Teilen der Welt. Alter hat mit Behinderung zu tun, mit eingeschränkter Mobilität, eingeschränktem Seh- und Hörvermögen und kognitiven Einschränkungen, damit zählt ein großer Teil von Menschen über 65 ebenfalls zur angesprochenen Personengruppe.
Gibt es Aspekte, die wir in derzeit öffentlichen Debatten übersehen, wenn wir über Barrierefreiheit und die Rechte von Menschen mit Behinderungen sprechen?
Klaus Höckner: Die Vielfältigkeit der Gruppe der Menschen mit Behinderungen. Die Gruppe der Menschen mit Behinderungen ist ein Spiegel der Gesellschaft. Es gibt nicht "den behinderten Menschen". So wie überall haben wir ein breites Spektrum von Fähigkeiten, Wünschen, Vor- und Ausbildung, Bedürfnissen und Einschränkungen. Und wir sprechen nicht von einer Minorität, wir sprechen von mehr als 1,4 Milliarden Menschen weltweit, die in irgendeiner Form permanent oder temporär von Behinderung betroffen sind.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich von der Industrie in Bezug auf mobile Barrierefreiheit wünschen?
Klaus Höckner: Involvieren sie die betroffenen Gruppen von Beginn an. Sprechen Sie mit ihnen und ihren Vertretern. Entwickeln Sie keine spezielle Lösung für Menschen mit Behinderung. Ein Design für alle (Universal Design) ist das Gebot der Stunde.
Ihre Organisation hat kürzlich die GARI Datenbank in Ihre Website implementiert. Was hoffen Sie, damit zu erreichen?
Klaus Höckner: Eine größere Sichtbarkeit von Barrierefreiheitsaspekten im Bereich mobile Technologien, sowohl für die Konsumenten als auch für die Hersteller.