Zusammenarbeit mit jüdischem Museum
Presse
Die Hilfsgemeinschaft hat das Jüdische Museum Wien zur Barrierefreiheit der Infrastruktur für die neue Ausstellung "Vision und Aufbruch 1873 - Das israelitische Blindeninstitut auf der Hohen Warte" beraten.
Jüdisches Museum Wien: Vision und Aufbruch 1873 - Das israelitische Blindeninstitut auf der Hohen Warte
Ein offenes Museumserlebnis im Vorbeigehen ermöglicht das für alle zugängliche Schaufenster des Museums Dorotheergasse. Ab Juli nimmt es Bezug auf das Jubiläum „150 Jahre Wiener Weltausstellung – Vision und Aufbruch“. Es zeigt das Israelitische Blindeninstitut auf der Hohen Warte, das 1873 im Rahmen der Weltausstellung den ersten europäischen Blindenkongress veranstaltete und Fragen zu Bildung, Beschäftigung und sozialen Integration blinder Menschen diskutierte.
Inklusion und Kooperation vor 150 Jahren
Vor 150 Jahren diente Wien als Bühne für die Welt: Gesandte aus aller Welt reisten in die Hauptstadt der Donaumonarchie, um auf der Weltausstellung 1873 die Beiträge ihrer Länder zum technischen, kulturellen und sozialen Fortschritt zu präsentieren. Unter den Ausstellern aus Österreich-Ungarn befand sich das Israelitische Blindeninstitut auf der Hohen Warte. Ludwig August Frankl, selbst beinahe erblindet, hatte das Institut 1870 in Kooperation mit der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) und mit großzügiger Unterstützung von prominenten Mitgliedern der jüdischen Gemeinde sowie von Kaiser Franz Joseph und anderen Politikern gegründet. Das Israelitische Blindeninstitut nahm in Folge eine Vorreiterrolle bei der Inklusion sehschwacher Menschen in Österreich-Ungarn ein und betrachtete seine Arbeit als bedeutendes Zeichen für soziale Integration sowohl von blinden Menschen als auch von Jüdinnen und Juden. Als Bildungseinrichtung für blinde Schüler:innen war es unabhängig von deren Religion oder Herkunft offen und hieß auch internationale Schüler:innen willkommen.
Erster europäischer Blindenkongress
Inspiriert von seinen Reisen organisierte Frankl den ersten europäischen Kongress für Blindenbildung, der im Rahmen der Wiener Weltausstellung stattfand. Es versammelten sich Delegationen verschiedener europäischer und amerikanischer Institute in Wien, um sich zu vernetzen, bewährte Praktiken auszutauschen und sich über die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet zu informieren. Ein wesentlicher Durchbruch auf dieser Konferenz war die Anerkennung der Sechs-Punkt- Brailleschrift als offizielles Schriftsystem für Blinde. Dieser Meilenstein ebnete den Weg zu einer barrierefreien Gesellschaft.
Inklusion und Kooperation 2023
Die Ausstellung im Schaufenster des Jüdischen Museums Wien entstand in Zusammenarbeit mit der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs. Die älteste und größte Sehbehinderten-Selbsthilfeorganisation setzt sich dafür ein, gemeinsam mit Institutionen wie Museen eine barrierefreie Infrastruktur zu schaffen. Der Text am Schaufenster ist über einen QR-Code als Audio abrufbar. Zusätzlich befindet sich an der Museumskasse in Braille-Schrift ein längerer Text, der auch im Museumsblog zu lesen ist. Inklusion und Barrierefreiheit sind immer noch keine Selbstverständlichkeit. In einer demokratischen Gesellschaft erfordert es die Anstrengungen jeder und jedes Einzelnen und vielfältige Perspektiven, um gemeinsam die Rechte aller durchzusetzen und zu schützen.
Fenster zur Welt
Das Jüdische Museum Wien lädt alle Interessierten herzlich ein, das neue Schaufenster zu besuchen und sich von den wechselnden Themen inspirieren zu lassen.
Kuratorin: Caitlin Gura-Redl
Gestalter: Fuhrer, Wien
Weitere Informationen unter www.jmw.atoder unter info@jmw.at.
Foto- und Pressematerial zu den aktuellen Ausstellungen finden Sie auf der Website des Jüdischen Museums Wien unter www.jmw.at/presse.