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Hildegard Graf

Hildegard und Herta waren Zwillinge. Gemeinsam geboren und deren Leben lang verbunden.

In der Hoffnung, den Mond zu erreichen, vergisst der Mensch die Blumen, die zu seinen Füßen blühen.

Albert Einstein

Hildegard Graf wurde am 23. Februar 1929 in Wien als Zwillingsmädchen eines Polizisten und einer Bademeisterin geboren. Leider entsprach ihr Geschlecht nicht dem Wunsch des Vaters, der sich lieber einen Sohn gewünscht hat. Bedingt durch die Berufstätigkeit beider Eltern wuchsen die Mädchen behütet bei der Großmutter väterlicherseits auf. Hildegard Graf hätte gerne das Gymnasium besucht, doch leider reichte dafür das Geld nicht aus. Nach Absolvierung der sog. „Knödelakademie“ wählte sie wie ihre Schwester den Beruf der Fürsorgerin und Haushaltshilfe. Ihre ausgeprägten sozialen Fähigkeiten führten sie schon in jungen Jahren nach London, wohin sie ihre Schwester Herta nachholte und sie sich der Erziehung der Kinder einer Gastfamilie aufopfernd widmete.

Ins Gedächtnis eingebrannt

Sie pflegte kaum Männerbekanntschaften. Denn beide Schwestern litten als junge Frauen an Schuppenflechte und damals, im Dritten Reich, gab es ein Gesetz, dass man mit dieser Hauterkrankung nicht heiraten durfte. Wie sie oft selbst traurig sagte, hatte sich dieses Wissen zu tief in ihr Gedächtnis eingebrannt.

Ihre Sprachgewandtheit begünstigte die Freundschaft zu Audrey in Australien, die ein Leben lang hielt, ausgiebige gegenseitige Besuche zur Folge hatte und ihr die Möglichkeit bot, ausgedehnte Reisen auf vielen Kontinenten zu unternehmen.

Ein Leben für Kinder und Jugendliche

Wie ihre Schwester war sie zeitlebens im sozialen Bereich aktiv und in den letzten Jahren ihrer Berufstätigkeit hatte sie die Jugendarbeit im 22. Wiener Gemeindebezirk geleitet. Geprägt durch ihre Kindheit war sie immer sparsam und widmete sich in ihrer Freizeit gerne der englischen Literatur, die zu lesen ihr allerdings aufgrund ihrer stärker werdenden Sehbehinderung große Mühen bereitete. Dennoch verfasste sie selbst leidenschaftlich gerne Gedichte in Reimform und autobiographische Texte.

Mit Ihrer Schwester Herta teilte sie bis wenige Jahre vor deren Tod ihr gesamtes Leben und manchmal wünschte sie sich auch ein „eigenes“. Ihre letzten Jahre verlebte sie gut umsorgt im SeneCura-Heim in Wien Döbling.

Wir haben sie als aufgeweckte und liebevolle Frau erlebt, die ihr Herz bis zuletzt immer für andere großzügig offenhielt. In Dankbarkeit ist sie nun ein Teil von uns – auf ewig.